
Blutegeltherapie bei Kniearthrose
| Arztgruppen | Allgemeinmedizin, Chirurgie/Orthopädie |
| Bereich | Bewegung |
| Anlass | Schmerzen und andere Beschwerden aufgrund von Arthrose |
| Verfahren | Anlegen von Blutegeln am Knie |
| Kosten | Eine Behandlung kostet in der Regel pro Sitzung zwischen 19 und 44 Euro, hinzu kommen die Kosten für die Blutegel (meist 4-6 Egel). |
| GKV-Leistung | Eine Vielzahl verschiedener Leistungen, unter anderem Medikamente zur Schmerzlinderung und Entzündungshemmung, Einlagen, Krankengymnastik, Operationen bei Fehlstellungen, Gelenkspiegelungen, Kniegelenksersatz, bestimmte Arten der Knorpeltransplantation und Akupunktur. |
IGeL
Kniegelenksbeschwerden zählen zu den häufigsten Gründen, weshalb Menschen eine Arztpraxis aufsuchen. Gehen die Beschwerden auf übermäßigen Verschleiß zurück, können mehrere Verfahren zum Einsatz kommen, die vor allem die Beschwerden lindern und die Beweglichkeit des Knies wieder herstellen sollen. Eines dieser Verfahren ist die Blutegeltherapie, bei der mehrere Blutegel auf das Knie von außen aufgesetzt werden. Die Blutegeltherapie, die zum Bereich der Naturheilkunde zählt, ist immer eine IGeL. Eine Behandlung unter anderem mit Beratung, Untersuchung und Setzen von Egeln kostet in der Regel pro Sitzung zwischen 14 und 44 Euro plus Blutegel. Die Therapie kann nach einigen Wochen wiederholt werden.
Gesundheitsproblem
Wenn sich der Knorpel eines Gelenkes über die Maßen abnutzt, spricht man von Arthrose. Das Kniegelenk ist besonders häufig betroffen. Bei Menschen mittleren Alters ist eine Kniearthrose – gebräuchlich ist auch der Begriff Kniegelenksarthrose – bei jedem zehnten, bei Menschen hohen Alters bei jedem zweiten nachweisbar.
Arthrose ist normalerweise nicht heilbar. Diverse Maßnahmen versuchen jedoch die Beschwerden zu lindern: Bei übergewichtigen Menschen vermindert Abnehmen den Druck auf die Gelenke. Arzneimittel können Schmerzen lindern und eine Entzündung hemmen. Auch Bewegungstherapien, Bäder und andere physikalische Maßnahmen werden eingesetzt. Ist der Knorpel zu weit geschädigt, ist eine Gelenkprothese eine Möglichkeit, die Beweglichkeit wieder herzustellen. In jüngster Zeit werden unter gewissen Umständen auch im Labor gezüchtete, eigene Knorpelzellen transplantiert.
Methode
Eine Methode zur Symptombehandlung der Arthrose ist die Blutegeltherapie. Als altes Verfahren, das sich einem Mittel aus der Natur bedient, zählt es zur Naturheilkunde und wird deshalb nicht nur von Ärzten, sondern auch von Heilpraktikern angeboten, von denen sich manche ganz auf die Blutegeltherapie spezialisieren.
Blutegel – genauer: medizinischer Blutegel oder Hirudo medicinalis – sind räuberisch und parasitisch im Wasser lebende Verwandte des Regenwurms. Als ausgewachsene Tiere ernähren sie sich vom Blut von Säugetieren. Dazu saugen sie sich an der Haut ihres Opfers fest und ritzen mit ihren scharfen Zähnen deren Haut auf. Damit das Blut beim Saugen nicht gerinnt, versetzen sie es mit einem Substanz-Cocktail. Neue Untersuchungen zeigen, dass etwa 20 Einzelsubstanzen im Egelspeichel in so hoher Dosis in die Wunde gelangen, dass sie theoretisch eine Wirkung erzielen könnten. Obwohl das keinesfalls automatisch heißt, dass die Substanzen tatsächlich wirken oder gar im positiven Sinne wirksam sind, werden ihnen ebenso heilsame Wirkungen nachgesagt wie der Blutentnahme, die manche Anbieter wohl in Anlehnung an die seit Jahrhunderten überholte Säftelehre der Antike als „Aderlass“ bezeichnen. Der Saugakt dauert bis zu einer Stunde. Dabei dickt der Egel das Blut ein, er nimmt also mehr Blutvolumen auf, als es den Anschein hat. Ist der Egel auf das fünffache seines ursprünglichen Gewichts angeschwollen, fällt er von seinem Opfer ab. Die nächste Blutmahlzeit benötigt er erst wieder nach Ablauf eines Jahres.
Für medizinische Zwecke dürfen Blutegel jedoch nur einmal verwendet werden. Bei der Behandlung der Kniegelenksarthrose werden mehrere Egel am Knie angesetzt und dort belassen, bis sie von selbst abfallen. Das Knie wird anschließend verbunden. Diese Behandlung kann nach einigen Wochen wiederholt werden. Werden Blutegel in der Medizin eingesetzt, gelten sie in Deutschland als zulassungspflichtiges Arzneimittel. Wie sie verwendet werden sollen, regelt die Zulassung sowie eine Leitlinie des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte. Wollen Privatpersonen Blutegel verwenden, müssen sie die Tiere über eine Apotheke beziehen.