Stoßwellentherapie bei der Kalkschulter
Arztgruppe | Chirurgie/Orthopädie |
Bereich | Bewegung |
Anlass | Schmerzen in der Schulter |
Verfahren | Behandlung mit Schallstößen |
Kosten | Pro Sitzung als fokussierte ESWT zwischen 86 und 198 Euro bzw. als radiale ESWT zwischen 15 und 34 Euro |
GKV-Leistung | Physiotherapie, Schmerzmittel (Tabletten, Spritzen) und unter Umständen Operationsverfahren zur Behandlung der Kalkschulter |
IGeL
Bei der Extrakorporalen Stoßwellentherapie (ESWT) werden sehr kurze, heftige Schallstöße erzeugt. Das Verfahren wird vor allem von Orthopäden eingesetzt, beispielsweise zur Behandlung des so genannten Tennisarms oder der Kalkschulter. Im Jahr 1998 fand der Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen (heute G-BA) keine ausreichenden Belege für die Wirksamkeit der Extrakorporalen Stoßwellentherapie und nahm sie daher nicht in den Leistungskatalog auf. Einzige Ausnahme: Nur die Stoßwellentherapie zur Zertrümmerung von Nierensteinen gehört zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung. Alle anderen Anwendungen, also auch die Zertrümmerung von Kalkdepots in der Schulter, sind IGeL. Eine Behandlung kostet pro Sitzung in der Regel als fokussierte ESWT zwischen 86 und 198 Euro und als radiale ESWT zwischen 15 und 34 Euro.
Gesundheitsproblem
Unter dem Begriff Kalkschulter, medizinisch Tendinosis calcarea, versteht man Kalkablagerungen an den Sehnen der Schultermuskulatur. Die Kalkklümpchen können so starke Schmerzen verursachen, dass sogar das Anziehen einer Jacke große Probleme bereitet. Die Schmerzen können den Schlaf erheblich stören und über eine Schonhaltung zu Schultersteife führen. Kalkdepots in der Schulter treten bei etwa einem von 40 Menschen vor allem im Alter zwischen 25 und 55 auf, aber bei längst nicht jedem verursachen sie Beschwerden. Üblicherweise entstehen die Kalkablagerungen, wenn sich Sehnenzellen durch übermäßige Beanspruchung oder Druck in Knorpelzellen und diese dann in Kalkklümpchen umwandeln. Nach Monaten oder auch Jahren lösen sich die Klümpchen meist spontan wieder auf. Während der Phase der Auflösung sind die Schmerzen üblicherweise am größten, weil der Abtransport der Kalkreste vorübergehend zu einer Schleimbeutelentzündung führen kann.
Diagnostizieren lässt sich die Kalkschulter gut mit Röntgenstrahlen, Ultraschall, und auch mit Magnetresonanztomographie. Wenn sich die Verkalkungen von selbst auflösen, ist eine Behandlung nicht nötig. Starke Schmerzen und Entzündungen können mit Medikamenten oder Spritzen in die Schulter gelindert werden. Auch Physiotherapie, Kältetherapie und therapeutischer Ultraschall kommen ebenso zum Einsatz wie die Stoßwellentherapie. Fruchten diese Maßnahmen nicht, können die Kalkablagerungen, insbesondere wenn sie mit einem sogenannten Engpasssyndrom (Impingement) einhergehen, auch mit einer minimal invasiven Operation, der so genannten Schlüssellochchirurgie, entfernt werden.
Methode
Bei der extrakorporalen Stoßwellentherapie werden auf unterschiedliche Arten sehr kurze, heftige Schallstoßwellen erzeugt, deren Druck tausendfach über dem Normaldruck liegen kann. Diese heftigen Stöße sind sogar in der Lage, Kalkklümpchen im Körper zu zertrümmern. Aus diesem Grund wird die Stoßwellentherapie auch zur Zertrümmerung der Kalkdepots in der Schulter eingesetzt. Die Stoßwellen lassen sich fokussieren und so auf ein Ziel auch tief im Körper lenken. Sie können aber auch unfokussiert erzeugt werden, das heißt, sie breiten sich radiär, also in alle Richtungen, aus.
Die Deutschsprachige Internationale Gesellschaft für Extrakorporale Stoßwellentherapie (DIGEST), die dem Verfahren naturgemäß positiv gegenübersteht, bezeichnet die Anwendung der Methode als „anerkannten Standard“ bei folgenden Beschwerden: bei dauerhaften Sehnenerkrankungen, Knochenheilungsstörungen und Nierensteinen. Wird die Methode bei anderen Beschwerden wie Nervenleiden und Gelenkabnutzungen eingesetzt, sind solche Behandlungen nach Ansicht der DIGEST eher als medizinisches Experiment anzusehen.
Empfehlungen anderer
Es wurde keine Leitlinie zur Behandlung der Kalkschulter gefunden.