Statische Magnetfeldtherapie beim Kreuzschmerz
Arztgruppe | Chirurgie/Orthopädie |
Bereich | Rücken |
Anlass | Schmerzen |
Verfahren | Anlegen von magnetischen Feldstärken verschiedener Beschaffenheit |
Kosten | pro Sitzung zwischen 7 und 20 Euro |
GKV-Leistung | Diverse Leistungen von Medikamenten über nicht-medikamentöse Therapien bis hin zu Operationen |
IGeL
Die Magnetfeldtherapie ist eine Maßnahme, der Heilwirkungen bei diversen Beschwerden zugesprochen werden. Geräte erzeugen dabei gleichbleibende oder pulsierende Magnetfelder, die elektrische Vorgänge im Körper positiv beeinflussen sollen. Eine der Anwendungsgebiete ist der Kreuzschmerz. Dieses Leiden ist sehr weit verbreitet und verursacht der Gesellschaft sehr hohe Kosten. Für die Kreuzschmerz-Behandlung übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen je nach Bedarf eine Vielzahl verschiedener Leistungen, von Schmerzmedikamenten, Bewegungstherapien bis hin zu Operationen. Die Magnetfeldtherapie ist dagegen immer eine IGeL. Sie wird mehrmals täglich über mehrere Tage bis Wochen und unter Aufsicht eines Arztes oder eines Heilpraktikers angewendet. Eine einzelne Sitzung kostet in der Regel zwischen 7 und 20 Euro. Daneben sind vielfältige Heimgeräte von Armbändern für wenige Euro bis zu Matten für bis zu 2000 Euro im Handel erhältlich.
Gesundheitsproblem
Als Kreuzschmerzen bezeichnet man die Rückenschmerzen zwischen Rippen und Gesäß. Kreuzschmerzen gehören zu den häufigsten Beschwerden überhaupt: Jede dritte Einwohnerin beziehungsweise jeder dritte Einwohner Deutschlands gibt an, in der vergangenen Woche an Kreuzschmerzen gelitten zu haben. Bei 50-60jährigen ist es fast jede oder jeder zweite. Kreuzschmerzen gehören nicht nur zu den häufigsten, sondern auch zu den teuersten Beschwerden: Nach einer Untersuchung von 2006 kosten sie jährlich 8,4 Milliarden Euro, vor allem wegen der Arbeitsausfälle.
Kreuzschmerzen ergeben kein einheitliches Krankheitsbild: Körperliche, psychische und soziale Faktoren können eine Rolle spielen und sie können wenige Wochen bis zu vielen Monaten dauern, also akut oder chronisch auftreten. Bei manchen Patienten – etwa 15 bis 45 Prozent – lassen sich konkrete Ursachen ermitteln, wie etwa ein Bandscheibenvorfall, eine Fraktur, Infektion oder ein Tumor. Bei vielen aber bleibt die Ursache im Dunkeln, weshalb man dann von „unspezifischem“ Kreuzschmerz spricht.
Auch der Krankheitsverlauf kann stark variieren: Untersuchungen zeigen, dass sich in 9 von 10 Fällen der Körper selbst hilft, das heißt, dass der Kreuzschmerz auch ohne äußere Unterstützung abklingt. Auch bei länger andauernden Verläufen bessern sich Schmerzen und Beweglichkeit innerhalb eines Monats bei jedem zweiten Patienten um 80 Prozent. Andere Untersuchungen kommen dagegen zu dem Schluss, dass unbehandelter Kreuzschmerz dauerhaft nicht überwunden werden kann.
Ebenso vielfältig wie der Kreuzschmerz selbst sind auch die Therapiemöglichkeiten. Es gibt verschiedene Medikamente, diverse Verfahren wie Krankengymnastik, Bewegungstherapie oder Entspannungsübungen, sowie Operationen. Letzere sollen jedoch verständlicherweise nur angewandt werden, wenn die Ursachen bekannt und auch operierbar sind.
Methode
Eine aktuelle Sammlung von Empfehlungen – die so genannte Nationale Versorgungsleitlinie Kreuzschmerz – führt insgesamt 18 nicht-medikamentöse Verfahren auf, die zur Behandlung von unspezifischen Kreuzschmerzen eingesetzt werden. Eines dieser Verfahren ist die Magnetfeldtherapie. Sie gehört zu den alternativ- oder komplementärmedizinischen Verfahren, die von Ärzten und Heilpraktikern angeboten werden.
Magnetfelder entstehen an Magneten sowie an Stromleitungen, sobald Strom fließt. Auch die Erde hat ein Magnetfeld. Je nach Stromfluss können die Magnetfelder gleichförmig, also statisch, sein oder pulsieren. Die medizinischen Geräte reichen von Armbändern über Liegematten bis hin zu Apparaten, die an kleine Magnetresonanztomographen erinnern. Die verwendeten Feldstärken sind relativ gering. In Liegematten etwa reichen sie von wenigen Millionstel Tesla bis zu mehreren Tausendstel Tesla. Statische Magneten können auch Feldstärken von 0,2 Tesla erreichen. Zum Vergleich: Die Feldstärke unter Hochspannungsleitungen beträgt einen Meter über dem Boden etwa 5 Millionstel Tesla, das Erdmagnetfeld in Mitteleuropa kommt auf 48 Millionstel Tesla, und Magnetresonanztomographen setzen Patienten Feldstärken von 1 bis 3 Tesla aus, also dem tausend- bis millionenfachen der Magnetfeldtherapie mit Matten. Die Pulsfrequenzen reichen je nach Gerät von 1 und 999 Pulse pro Sekunde und die Anwendungsdauer bewegt sich zwischen wenigen Minuten bis zu knapp einer Stunde.
Dass der Organismus positiv auf Magnetfelder reagieren könnte, haben schon Ärzte der Antike angenommen. Heute weiß man, dass der menschliche Organismus tatsächlich, etwas bildlich gesprochen, immer „unter Strom“ steht: Die Reizleitung in Nerven geschieht elektrisch, und an allen Körperzellen, genauer an den Zellmembranen, liegt eine kleine Spannung an. Das Konzept der Magnetfeldtherapie geht davon aus, dass bei Krankheit diese Spannungen gestört sind, was die Magnetfeldtherapie beheben kann.
Nach Aussage von Anbietern sollen die Magnetfelder den Blutdurchfluss in Gefäßen erhöhen, die Selbstheilungskräfte anregen, die Sauerstoffaufnahme in die Zellen verbessern, Entzündungen hemmen, den Energie- und Zellstoffwechsel erhöhen sowie den Blut- und „Säftezustand reinigen“. Entsprechend groß ist das Einsatzgebiet der Magnetfeldtherapie: Sie reicht von Allergien über Knochenbrüche, Knochenschwund und Migräne bis hin zu Zahnextraktionsnachbehandlungen.
Empfehlungen anderer
Die aktuelle Empfehlung von rund 30 Fachgesellschaften, die „Nationale Versorgungsleitlinie Kreuzschmerz“ lautet: „Magnetfeldtherapie soll zur Behandlung des akuten sowie chronischen nichtspezifischen Kreuzschmerzes nicht angewendet werden.“