
PSA-Test zur Früherkennung von Prostatakrebs
Arztgruppen | Allgemeinmedizin, Urologie |
Bereich | Prostata |
Anlass | Früherkennung von Prostatakrebs |
Verfahren | Messung von Substanzen im Blut |
Kosten | Inkl. Beratung zwischen 25 und 35 Euro |
GKV-Leistung | Jährliches Abtasten der Prostata ab dem Alter von 45 zur Krebsfrüherkennung; PSA-Test bei konkretem Krebsverdacht (z. B. tastbarem Knoten) sowie zur Verlaufskontrolle bei Prostatakrebs; weitere Untersuchungen wie Gewebeentnahmen und Ultraschalluntersuchung der Prostata bei konkretem Krebsverdacht |
IGeL
Der PSA-Test soll Prostatakrebs früh erkennen und eine rechtzeitige Behandlung ermöglichen, so dass der Tod durch die Krankheit verhindert werden kann. „PSA“, das für „Prostata-spezifisches Antigen“ steht, ist ein Eiweiß-Molekül, das überwiegend von der Prostata produziert wird. Prostatakrebs-Zellen produzieren oft besonders viel PSA, das auch ins Blut gelangt, weshalb dort erhöhte Werte auf einen Krebs hinweisen können. Wird der PSA-Test zur Abklärung eines Krebsverdachts eingesetzt, etwa wenn der Arzt einen harten Knoten an der Prostata ertastet hat, ist er eine GKV-Leistung. Soll verfolgt werden, wie sich ein Prostatakrebs entwickelt oder ob er nach einer Behandlung wieder aktiv wird, ist der PSA-Test ebenfalls eine GKV-Leistung. Nur zur Früherkennung ist er eine IGeL. Er kostet mit Beratung in der Regel zwischen 25 und 35 Euro.
Gesundheitsproblem
Prostatakrebs ist weit verbreitet. Er ist mit 14.000 Todesfällen hinter dem Lungenkrebs die zweithäufigste Krebstodesursache der Männer. Prostatakrebs betrifft vor allem ältere Männer: Er wird im Durchschnitt mit 71 Jahren festgestellt. Da er zudem langsam wächst, sterben viele Prostatakrebs-Patienten nicht an ihrem Krebs, sondern an etwas anderem. So kommt der Prostatakrebs bei Männern unter 65 Jahren bei der Häufigkeit der Todesursachen erst an 24. Stelle.
Seit 1980 hat sich die Zahl der jährlich neu entdeckten Prostatakrebsfälle verdoppelt. Ein Grund dafür ist die älter werdende Bevölkerung. Immer mehr Männer erleben also überhaupt das Alter, in dem dieser Krebs hauptsächlich auftritt. Hauptursache für den starken Anstieg der entdeckten Krebsfälle ist jedoch der PSA-Test. Man kann also sagen, dass die große Verbreitung des PSA-Tests zwei Effekte hat: Eine gewisse Anzahl von Männern ist eventuell vor dem Tode durch Prostatakrebs bewahrt worden, aber sicher sind viele Männer unnötig zu Krebspatienten geworden, die ohne Test nie von ihrem Krebs erfahren hätten, und möglicherweise auch nie gesundheitliche Probleme dadurch bekommen hätten. Das heißt, eine große Anzahl an Männern muss mit den Folgen von Operation, Bestrahlung und Hormontherapie leben, obwohl man ihren Krebs gar nicht behandeln hätte müssen.
Liegt ein PSA-Wert über dem Wert von 4 Nanogramm pro Milliliter (ng/ml), sollte der Arzt eine Gewebeprobe aus der Prostata entnehmen. Bestätigt sich der Verdacht, gibt es je nach Größe und Aggressivität des Tumors mehrere Möglichkeiten: Man kann abwarten, wie sich der Krebs weiter entwickelt, oder man kann die komplette Prostata operativ entfernen oder bestrahlen. Auch eine Behandlung mit Hormonen, die die Bildung des männlichen Geschlechtshormons Testosteron blockieren kann in Frage kommen.
Methode
Das PSA ist ein Enzym, das der Samenflüssigkeit beim Erguss beigemischt, um die Beweglichkeit der Samen zu erhöhen. Das PSA gelangt nur dann ins Blut, wenn das Prostatagewebe gestört ist. Das kann auch nach einer Manipulation, fortgesetztem Druck einer langen Fahrradfahrt, bei einer Entzündung oder bei einer gutartigen Vergrößerung der Prostata der Fall sein. Ein PSA-Wert kann also auch ohne Krebs erhöht sein. Ein auffällig hoher Wert wird deshalb zunächst dazu führen, dass der Test wiederholt wird. Ist auch der zweite Test auffällig, wird zur Entnahme einer Gewebeprobe aus der Prostata geraten. In einem Teil der Fälle kann dann „Entwarnung“ gegeben werden, denn es finden sich keine Krebszellen. Der Test war dann „falsch positiv“. Umgekehrt führt nicht jeder Prostatakrebs zwangsläufig zu hohen PSA-Werten, der Test kann also auch „falsch negativ“ ausfallen.
Grundsätzlich gilt aber: Je höher der PSA-Wert ist, desto wahrscheinlicher geht er auf einen Krebs zurück. Einen klaren Grenzwert gibt es aber nicht.
Der PSA-Test wurde 1986 entwickelt und bald darauf als Früherkennungs-Verfahren propagiert. Neben dem herkömmlichen PSA-Blut-Test, der im Labor ausgewertet wird, gab es auch Versuche, den Test über die Apotheken als einfachen Streifentest anzubieten, wogegen sich die Urologenverbände wehrten. Auch wurden neue Verfahren entwickelt, die zwischen zwei Varianten des PSA unterscheiden. Und schließlich wurde versucht, über den Verlauf des PSA über einen gewissen Zeitraum das Krebsrisiko genauer einschätzen zu können als mit isolierten Messwerten.
Empfehlungen anderer
Unter Leitung der Deutschen Gesellschaft für Urologie und der Deutschen Krebshilfe haben etliche Fachgesellschaften im Jahr 2016 die S3-Leitlinie „Zur Früherkennung, Diagnose und Therapie der verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms“ veröffentlicht. Sie empfiehlt: „Männer, die mindestens 45 Jahre alt sind und eine mutmaßliche Lebenserwartung von mehr als 10 Jahren haben, sollen prinzipiell über die Möglichkeit einer Früherkennung informiert werden. Bei Männern mit erhöhtem Risiko für ein Prostatakarzinom kann diese Altersgrenze um 5 Jahre vorverlegt werden. Die Männer sollen über die Vor- und Nachteile der Früherkennungsmaßnahmen aufgeklärt werden, insbesondere über die Aussagekraft von positiven und negativen Testergebnissen sowie über gegebenenfalls erforderliche weitere Maßnahmen.“ Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM), die ebenfalls an der Leitlinie mitgewirkt hat, hat in einem Sondervotum betont, dass in der Hausarztpraxis Männer nicht auf den PSA-Test angesprochen werden sollen. Nur wenn sie von sich aus danach fragen, sollen sie darüber informiert werden.
Differenzierte Empfehlungen hat der US-amerikanische Urologenverband AUA veröffentlicht: Die AUA rät davon ab, dass Männer unter 54 sowie über 70 Jahren sowie bei Männern mit einer Lebenserwartung von unter 10 bis 15 Jahren routinemäßig getestet werden. Männer zwischen 55 und 69 sollen ausführlich über Vor- und Nachteile des PSA-Tests informiert werden. Wenn sie sich für den Test entscheiden, soll zweijährlich getestet werden.
Darüber hinaus wurden fünf weitere Leitlinien gefunden, von denen keine eine generelle, routinemäßige PSA-Untersuchung gesunder Männer empfiehlt.