Spirometrie zur Überprüfung der Lungenfunktion
Arztgruppen | Allgemeinmedizin, Innere Medizin, Hals-Nasen-Ohrenheilkunde |
Bereich | Atmung |
Anlass | Lungen-Check |
Verfahren | Bestimmen des Lungenvolumens |
Kosten | Zwischen 25 und 50 Euro |
GKV-Leistung | Untersuchung bei Atembeschwerden |
IGeL
Zwei der häufigsten Krankheiten der Lunge sind Asthma bronchiale und die sogenannte chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD). Ein charakteristisches Merkmal der beiden Krankheiten ist, dass betroffene Menschen nicht mehr so schnell ausatmen können. Das lässt sich relativ einfach mit der sogenannten Spirometrie messen. Wenn jemand unter Atembeschwerden leidet, ist die Spirometrie Kassenleistung. Für Menschen ohne Atembeschwerden wird die Untersuchung als IGeL angeboten, oft unter der Bezeichnung „Lungencheck“ oder „Lungenfunktions-Check“. Als IGeL dient die Spirometrie unter anderem der Früherkennung von Asthma bronchiale oder COPD. Eine Untersuchung kostet in der Regel zwischen 25 und 50 Euro.
Gesundheitsproblem
Die Bezeichnung chronisch obstruktive Lungenerkrankung, kurz COPD, bedeutet, dass sich die Atemwege dauerhaft (=chronisch) zusetzen (=obstruktiv). Die Atemwege verengen sich, wenn sich die Bronchien entzünden und deren Schleimhaut anschwillt. Anhaltende Entzündungen führen außerdem dazu, dass die Flimmerhärchen, die für den Abtransport von Schleim und Fremdstoffen zuständig sind, zu Grunde gehen. Dadurch werden diese Stoffe nicht mehr ausreichend abtransportiert und verstopfen die Atemwege. Entzündungen der Bronchien werden meist durch eingeatmete Giftstoffe ausgelöst, allen voran dem Tabakrauch. So wird die COPD umgangssprachlich auch „Raucherlunge“ genannt. COPD wird in unterschiedliche Schweregrade eingeteilt: Grad I bezeichnet eine milde Form mit keinen oder wenigen Beschwerden, Grad IV eine lebensbedrohliche Form mit erheblicher Atemnot. In Deutschland ist etwa jede beziehungsweise jeder Zehnte von COPD betroffen, die meisten von der milden Form. Dennoch ist COPD die fünft-häufigste Todesursache in Deutschland. COPD lässt sich zwar behandeln, wodurch die Beschwerden gelindert werden können, aber heilen lässt sie sich nicht.
Auch bei Asthma bronchiale sind die unteren Atemwege entzündet. Außerdem kommt es zu anfallsartigen Verkrampfungen der Muskelfasern, die sich spiralförmig um die Bronchien winden. Die Krankheit macht sich durch Keuchen, Husten, Atemnot und ein Engegefühl in der Brust bemerkbar. Typisch ist ein pfeifendes Geräusch bei der Ausatmung. Die Beschwerden können stark schwanken. Atmet ein Patient einen Stoff ein, auf den seine Lunge überempfindlich reagiert, kann es beispielsweise zu einem heftigen Asthma-Anfall kommen. Man unterscheidet eine allergische und eine nicht-allergische Form, bei den meisten Patienten mischen sich die beiden Formen jedoch. Viele Betroffene haben eine erbliche Veranlagung für Asthma bronchiale. Dann reagieren sie empfindlicher auf einen entsprechenden Auslöser. Neben dem Zigarettenrauch kommen ganz verschiedene Auslöser in Frage: Sie reichen von Pollen über Medikamente bis hin zu Anstrengung und einem Rückfluss der Magensäure. Etwa jeder zehnte Einwohner Deutschlands gibt an, schon einmal einen Asthma-Anfall gehabt zu haben. Wie COPD wird auch Asthma in vier Schweregrade eingeteilt. Eine Therapie zielt vor allem darauf ab, Auslöser von Anfällen zu meiden und die Entzündung der Bronchien zu lindern.
Methode
Bei der Spirometrie pustet die Patientin oder der Patient in ein Gerät, das den Luftstrom misst. Auf diese Weise werden vor allem zwei Werte ermittelt: Zum einen die maximale Luftmenge, die man aufnehmen kann, nachdem man maximal ausgeatmet hat. Diese Luftmenge wird Lungenvolumen oder forcierte Vitalkapazität, FVC, genannt. Zum zweiten die Luftmenge, die man in einer Sekunde ausatmen kann, nachdem man maximal eingeatmet hat. Sie heißt Atemstromstärke oder forcierte Einsekundenkapazität, FEV1. Teilt man FEV1 durch FVC, erhält man die sogenannte relative Einsekundenkapazität. Dieser Wert zeigt den Zustand der Lunge recht gut an – je geringer der Wert, desto mehr ist die Lunge bereits geschädigt. Ganz grob lässt sich sagen: Wenn in einer Sekunde nur noch 70 Prozent ausgeatmet werden können, ist die Lunge bereits geschädigt. Bessert sich der Wert nach Gabe eines Medikaments, das die bronchialen Muskelfasern entspannt, deutet das auf Asthma bronchiale hin, bessert sich der Wert nicht, auf COPD.
Die Spirometrie ist ein einfaches, schnelles und günstiges Verfahren. Wichtig ist jedoch, dass die Patienten gut mitarbeiten, andernfalls sind die gemessenen Werte nicht aussagekräftig. Meist wird die Spirometrie zusammen mit anderen Vorsorgeuntersuchungen als Paket angeboten.
Empfehlungen anderer
Es wurden vier internationale, hochwertige Leitlinien gefunden, die sich zur Spirometrie äußern. Alle vier empfehlen die Spirometrie nicht zur Früherkennung oder raten sogar ab.
Die deutsche Leitlinie „Spirometrie“ sei hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Als S2k-Leitlinie stützt sie sich nicht auf eine systematische Recherche der wissenschaftlichen Literatur, sondern gibt die Meinung der Fachgesellschaften und einzelner Experten wieder. Die Leitlinie beschreibt eher den Stand der üblichen Praxis als den geprüften Stand des Wissens. So nennt sie „Screening (Gesundheitsuntersuchung)“ als einen der möglichen Anlässe zum Einsatz der Spirometrie, ohne dies jedoch weiter zu begründen oder zu belegen.